Öffnungszeiten
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Sa 11:00 – 15:00 Uhr
Trauer um einen geliebten Menschen ist eines der schmerzhaftesten Gefühle, die es gibt. Sie ist Teil des Lebens – und es ist sehr wichtig, sie zu fühlen, um nach einem Verlust wieder am Leben teilhaben zu können. Doch nicht jeder Ausdruck der Trauer ist gesund.
So auch bei Herrn R., einem Vater, der nach dem Tod seines Sohnes von seiner Trauer überwältigt wurde. Nach mehreren Therapieansätzen, so die Therapeuten Gupta und Sindana, half ihm die Hypnosetherapie zurück in ein geregelteres Leben.
Vor Beginn der Hypnosetherapie hatte Herr R. bereits eine lange Geschichte von Adaptionsschwierigkeiten. Nach dem Suizid seines einzigen Sohnes berichtete er, sich hoffnungslos und antriebslos zu fühlen. Er wusste nicht mehr, worauf er jetzt noch hinarbeiten wollte – schließlich war sein Ziel vorher immer eine gute Zukunft für seinen Sohn gewesen. Um mit diesen Gefühlen umzugehen, begann er, Alkohol zu missbrauchen, und unternahm schließlich selbst Suizidversuche, weswegen er sich in stationäre Behandlung begab.
Obwohl er sich Besserung wünschte, war für ihn „normale“ Psychotherapie als Behandlung jedoch ausgeschlossen, weil es für ihn zu schmerzhaft war, über seine Gefühle zu reden. Die Hypnosetherapie wurde von behandelnden Spezialisten vorgeschlagen, weil sie vermuteten, dass die Trance ihm die Kommunikation erleichtern würde.
Anamnese
Da es dem Patienten sehr schwer viel, für lange Zeit zu sitzen, waren die ersten Sitzungen allesamt sehr kurz. Sie dienten der Bestandsaufnahme: Der Therapeut versuchte, in Erfahrung zu bringen, wo genau die Verletzungen lagen und welche Gefühle sie auslösten. Wie erwartet kommunizierte Herr R. sehr wenig.
Bereits in der ersten Sitzung wurde die Technik der geführten Visualisierung genutzt, die der Patient auch außerhalb der Sitzungen üben sollte. Er berichtete, dass er sich nach einer Visualisierung für ein paar Minuten ruhig fühlen konnte, was ein Fortschritt war.
Aufklärung
In der fünften Sitzung wurde der Patient schließlich genau darüber aufgeklärt, was eine Hypnosetherapie für ihn bedeuten würde, sollte er weiterhin kooperieren. Ihm wurde erklärt, dass die Sitzungen nicht sehr anders sein würden als die geführten Visualisierungen, die ihm ein Gefühl der Ruhe gaben. Bildliche Sprache und Metaphern würden genutzt werden, um ihm die Teilnahme zu erleichtern. Er würde kaum reden müssen und könne Gefühle erleben, ohne ihnen Ausdruck zu verleihen.
Auf seine Zusage hin wurde er in der nächsten Sitzung darauf vorbereitet, was in der Hypnose passieren würde, und dass sie aufgenommen werden würde, damit er sie sich wiederholt zum Zwecke der Selbsthypnose vorspielen kann.
Hypnose
In der siebten Sitzung wurde der Patient durch eine 90-minütige Hypnose geführt. In der Trance wurde er angeleitet, sich auf sensorischen Input zu konzentrieren, um genau zu erfassen, wie sein Körper sich anfühlt.
Anschließend wurden bildliche Sprache und Metaphern verwendet, um den Patienten anzuleiten, bestimmte Gefühle zu fühlen. Er wurde angeleitet, sich zu fühlen, als würde er eine Straße in der Natur bewandern und von der Sonne neue Energie empfangen. Dann wurde ihm nahegebracht, dass die Straße ihn an eine Brücke bringt, über deren Geländer er seine Sorgen in den Fluss werfen soll, damit er sehen kann, wie sie in der Ferne verschwinden.
Anschließend wurde er angeleitet, durch tiefe Atmung aus der Trance zu erwachen. Die posthypnotische Suggestion war ein Bild von Sonnenlicht, das ihn füllt und so die Dunkelheit der Vergangenheit vertreibt.
Nachsorge
Nach der Sitzung und in folgenden Bemühungen der Selbsthypnose berichtete Herr R., sich wohlzufühlen und langsam an Optimismus zu gewinnen. Auch nach seiner Entlassung praktizierte er weiter die Selbsthypnose und berichtete, keinen Alkohol mehr zu trinken. Auch nach einem symptombedingten Rückfall konnte die Hypnose ihm wieder helfen. Insgesamt durchlief der Patient 40 Sitzungen innerhalb von 2 Jahren.
Herr R. berichtete, dass er sich seiner Familie wieder zuwenden konnte und bei Problemen um Hilfe bat, anstatt zur Flasche zu greifen. Er kann sich in Disputen nun wieder behaupten und wurde nicht wieder rückfällig – auch nicht, als sein Vater starb.
Der Therapeut betont, dass in diesem Fall die Kontinuität der Behandlung sehr wichtig war. Anfangs nahm Herr R. täglich an Sitzungen teil und er musste sich nicht einmal an einen neuen Therapeuten gewöhnen. Auch half es ihm, dass er nur wenig über seine Probleme reden musste, und stattdessen mit seiner Gefühlswelt arbeiten konnte. Ganz wichtig war es aber, sein tatsächliches Problem, die Trauer, zu behandeln und nicht ihr Symptom, die Alkoholsucht. Das hat ihm dabei geholfen, in ein angenehmes, produktives Leben zurückzukehren. Seine Trauer konnte er so bewältigen.